„Freude am Fußball kreieren und die Gemeinschaft weiter fördern“

Heute starten wir die Reundorfer Kabinengespräche. In unregelmäßigen Abständen kommen die Macher unseres Sportvereins zu Wort und geben Euch einen tiefen Einblick in die Arbeit in den Abteilungen. Beginnen wird unser Trainer Janos Wunder, welcher mit den ersten Herren eine ordentliche Hinrunde spielte und sich auf Platz vier noch in Schlagdistanz zu den Aufstiegsrängen befindet.

Hallo Janos, danke dass Du dir die Zeit für unsere Fragen nimmst. Zu Beginn dieser Saison führst Du wieder die Rolle des Cheftrainers beim SV Reundorf aus. Wie fühlt man sich wieder auf der blau-weißen Kommandobrücke zu stehen?

Gar nicht so anders als zuvor. Meistens fühlt man sich gut, weil man sich drei Mal die Woche mit herzensguten und humorvollen Menschen umgibt, oftmals angespannt und erwartungsvoll, wie immer vor einem Spieltag, und hin und wieder ist man eher gespannt, weil man nicht so wirklich weiß, was an einem Spieltag passieren wird. Insgesamt also eine recht breite Gefühlspalette (die Gefühle nach einem Spiel übergehe ich mal, sonst würde die Antwort zu lange), die für den Alltag eine besondere Würze in jegliche Richtung bereithält. 

Die Ausgangssituation zu Saisonbeginn möchte ich kurz zusammenfassen. Als Tabellenletzter musste der Abstieg in die A-Klasse hingenommen werden, da die Vorsaison schlussendlich abgebrochen wurde. Leistungsträger und Stammspieler wie Manuel König, Stefan Lösel oder Konstantin Körner suchten neue Herausforderungen. Mit welchen Maßgaben startete deine Mannschaft in die Saison?

Schwierige Frage. Auch hier hole ich nicht zu weit aus, sonst sprengt es unter Umständen den Rahmen. Die Erwartung ist ja oftmals ein Konvolut aus vielen Richtungen. Da sind die Funktionäre, die ihre Vorstellungen haben, die den Vereinsinteressen und der Ausrichtung selbiger entspricht, die Spieler, deren Intentionen extrem heterogen sind, die unterschiedlichsten Motivationen der Vereinsmitglieder, die das ganze Außenherum organisieren oder als Zuschauer dabei sind, und natürlich des Trainers, der seine Erwartungen irgendwo zwischen Anspruch und Wirklichkeit einordnet – im Idealfall unter Berücksichtigung der Vorstellungen aller vorherig Genannten. Ich persönlich tue mir schwer mit dem Begriff des „Übergangsjahres“, der immer wieder umherschwirrt. Der Ausdruck impliziert irgendwie, dass es egal ist, was man in diesem Jahr macht und wie es klappt, weil es im nächsten Jahr ohnehin super läuft. Nach einem Übergang folgt ja automatisch der nächste Schritt, und es stört mich, dass das da mitschwingt. Ein „Übergang“ hin zum erfolgreicheren Abschneiden erfolgt nur durch aktives Investment in die Trainingsarbeit, den Fokus, die Einstellung und all die Dinge, die dazugehören (auch die Lockerheit in manchen Momenten nicht zu vergessen) und nicht einfach, indem Zeit verstreicht. Ich denke aber, dafür, dass wir in den ersten Wochen wirklich wenige Spieler am Start hatten, stehen wir ordentlich da. Zurück zur Frage, ich schweife aus. Maßgabe war, Freude am Fußball zu kreieren, eine Konstanz im Training zu schaffen und die vorhandene Gemeinschaft weiter zu fördern.

Drei Zu-Null-Siege mit 21 Toren und die Tabellenführung standen zum Auftakt zu Buche. Gefolgt von zwei knappen Niederlagen gegen die Aufstiegsaspiranten aus Priesendorf und Trailsdorf. Zeichnete sich hier bereits ein Trend für den weiteren Saisonverlauf ab?

Rückblickend sicherlich, denn recht schnell wurde danach deutlich, dass wir uns gegen die Teams in unserem Dunstkreis schwertun und gegen die weiter unten angesiedelten Mannschaften ordentlich behaupten. Zweiteres ist – zumindest mit Blick auf die Ergebnisse – ein Fortschritt und erfreulich, ersteres nur, wenn man nicht auf den Ausgang der Spiele schaut, denn alle verloren gegangenen Partien waren knappe Kisten und daher schade bis enttäuschend.

Bildquelle bfv.de

In der Folge war der SV Reundorf in der Verfolgerrolle und etablierte sich mit einer Serie von sieben ungeschlagenen Spielen im oberen Mittelfeld. Ab Oktober schmälerte sich der Kader nochmal durch Studierende, welche nicht vor Ort einen Studienplatz fanden. Hier schmerzte außerdem der verletzungsbedingte Ausfall von Führungsspieler Lukas Frauenknecht, welcher mehrere Wochen nicht ins Spielgeschehen eingreifen konnte. Unsere A-Jugend Spieler, welche parallel an den Seniorenfußball herangeführt werden, nahmen ab hier eine noch wichtigere Rolle ein. Was zeichnet Fabian Weinert, Felix Troll und Leonard Vogel aus und wo müssen sie sich deiner Meinung nach verbessern?

Die Jungs sollen einfach mit dabei sein, sich bei der Mannschaft wohl fühlen und Spaß am Kicken haben. Klar, jeder Spieler hat Verbesserungspotential, aber daran müssen die Jugendspieler erstmal nicht denken. Es ist kein Geheimnis, dass es im Herrenbereich von der Physis und von der Geschwindigkeit ganz anders zu Sache geht. Jede Trainingseinheit, jede Spielminute bringt die Jungster weiter, ohne dass man explizit an Schwächen arbeiten müsste. Auch sind es extrem angenehme Typen, sodass ihre Präsenz stets ein Gewinn ist. Auszeichnen tun sie sich durch eine technisch versierte Ausbildung und einen unglaublichen Einsatzwillen. Sie haben viel von ihren bisherigen Trainern mitbekommen und verinnerlicht. Das ist für eine Mannschaft in der A-Klasse schon bemerkenswert. Einzeln betrachtet, zeichnet sich Fabi vor allem durch einen sehr feinen linken Fuß inkl. Schussgewalt und seine Beidfüßigkeit aus, Felix weist eine bemerkenswerte Athletik und Speed auf und Leo besitzt für sein Alter ein hohes Maß an Spielintelligenz und einen bemerkenswerten ersten Kontakt. Noch ein Wort zu Lucas: Er hat in dieser Mannschaft schon einen einmaligen Stellenwert. Seine Physis, seine Mentalität und sein Zweikampfverhalten findet man in dieser Kombination sonst nicht. Er tut uns schon unglaublich gut.

Genießt einen hohen Stellenwert in der Mannschaft: Lucas Frauenknecht

Nach dem Tabellenführer aus Bischberg stellt Reundorf die zweitbeste Offensive und Abwehrreihe. Trotzdem rangiert man zum Abschluss des Fußballjahres nur auf dem vierten Tabellenplatz und mit einem Spiel mehr als der Tabellenzweite aus Priesendorf hat man bereits vier Punkte Rückstand. An welchen Stärken wirst Du in der Vorbereitung feilen? Welche Schwächen muss Deine Mannschaft unbedingt abstellen, denn es stehen im März mit Wiederbeginn zwei richtungsweisende Spiele gegen eben jenes Priesendorf und Trailsdorf an.

Bei den Schwächen erwischst du mich leider auf dem falschen Fuß. Wir haben extrem viele Gegentore nach Standards bekommen. Ein Umstand, den man in einem ersten Schritt durch das Vermeiden unnötiger Fouls unterbinden sollte, in einem zweiten Schritt durch eine konzentrierte Verteidigung ruhender Bälle durch einen gewissen Fokus. Beides ist uns bisher nicht ausreichend gelungen. Wie wir dies umsetzen können bzw. wie ich das der Mannschaft vermitteln kann, weiß ich leider nicht so recht. Verbal weist man als Trainer natürlich immer wieder darauf hin, aber es muss natürlich gelingen, die Spieler auch in die Lage zu bringen, also ihnen entsprechende Kompetenzen zu vermitteln, damit sie entsprechend agieren. Ein „konzentriert euch bei Standards“ oder „Vermeidet Freistöße“ reicht da nicht – sonst wäre es auch zu einfach. Ein Schritt wäre evtl. mehr im konditionellen Bereich zu arbeiten, damit man ausschließen kann, dass Fouls und Konzentration nicht am daher rühren, dass die Spieler in der entsprechenden Situation ihre Ressourcen nicht beieinanderhaben. Vielleicht fehlt aber auch schlichtweg die Routine und die Spielpraxis auf dem Platz durch die lange Pause. Interessant ist auch, dass wir die Spiele oftmals auf eigenem Platz zu einfach hergeschenkt haben. Aber jetzt wird’s spekulativ. Vielleicht war es einfach auch nur das Momentum…

Die Gegentore nach Standardsituationen beschäftigen Trainer Janos Wunder

Zum Abschluss zwei kurze Fragen an unseren Trainer! Welcher Spieler hat in 2021 den größten Schritt in seiner Entwicklung gemacht? Was macht Reundorf und seinen Sportverein so besonders?

Die Spieler haben sich allgemein auf einem guten Niveau eingependelt. Überraschungen gab es natürlich trotzdem. Sowohl die Verletzung von Ali Bezold als auch die Abgänge von Bogi (A.d.R.  Philipp Bogensperger) und Max (Ferenz) haben in den ohnehin relativ dünnen Kader Lücken gerissen. Aber wie heißt es so schön: Wo eine Tür zu geht, öffnet sich eine andere wieder. Neben den Jugendspielern, über die ich ja schon gesprochen habe, stieß Yannick Garbatz zu uns. Yannick hat nicht nur sportlich einen außerordentlichen Eindruck hinterlassen, sondern sich auch menschlich als absoluter Gewinn herausgestellt. Seine positive und humorvolle Art passt super rein und auch auf den Mannschaftsfeiern hat er sich voll qualifiziert. Ein weiterer Neuzugang und ein gefühlter Neuzugang haben ebenfalls einen top Eindruck hinterlassen. Fabi Sauer hatte niemand so richtig auf dem Schirm. Seine umsichtige Ballbehandlung, seine Stärken im Eins-gegen-Eins und seine präzisen Flanken waren aber äußerst ansehnlich. Auch die Entwicklung von Jan Ruder, der sich wirklich von Woche zu Woche gesteigert hat und inzwischen eine gute Körperlichkeit, Schnelligkeit und Durchsetzungsvermögen aufweist, ist konstant positiv gewesen. Ebenfalls ist Maxi Lang zu nennen. Durch seine Zuverlässigkeit und seine resolute Zweikampfführung kann man ihn auch ohne regelmäßiges Training mit einem guten Gefühl bringen und er erledigt seine Aufgaben und die Arbeit für die Mannschaft verlässlich. Das klingt einfach, ist aber vor allem aufgrund der Konstanz durchaus bemerkenswert. Jetzt habe ich mich entgegen meiner Vorsätze doch ausführlicher geäußert. Der zweite Teil der Frage würde den Rahmen endgültig sprengen, daher nenne ich keine einzelnen Namen. Zusammenfassend würde ich sagen: Eine umfängliche Menschlichkeit gewürzt mit viel Authentizität und ehrlicher Offenheit und einer Prise Blick über den Tellerrand.

Vielen Dank für Deine Zeit und die ausführlichen Antworten! Wir wünschen Dir und Deinem Team einen erfolgreichen Start in die restlichen Spiele!

Für Uns – Für Euch – Für Reundorf